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Kunstleder verarbeiten

Wem die Optik und der Stil von Leder gefällt, aber kein echtes verwenden möchte, landet sehr schnell beim Kunstleder.

Auch wenn es unter die Kategorie "Stoff" fällt, kann es nicht exakt wie handelsübliche Stoffe verarbeitet werden.



Damit am Schluss das Ergebnis auch den eigenen Erwartungen entspricht und es zwischendurch zu keinen Problemen kommt, sollte bereits von Anfang an einiges beachtet werden.


Kunstleder ist eine mit PVC beschichtete textile Fläche, die durch maschinelles Prägen eine ähnliche Optik wie Leder erhält. Durch die Beschichtung aus Kunstfaser ist das Kunstleder nur bedingt atmungsaktiv.



 

Die Kunstlederarten


Kunstleder unterscheidet sich nicht nur im Gewicht und somit in der Festigkeit und Stabilität, sondern auch im Griff, der Optik und anderen Beschaffenheiten.

Für Kleidung eignet sich Kunstleder mit einem Gewicht von 280-400 gr/m² sehr gut.

Kunstleder für Shirts oder Leggins haben dabei ein geringes Gewicht um 300 gr/m².

Jacken werden meist aus Kunstleder um 320-380 gr/m² genäht.

Schwerere Kunstleder werden meist für Taschen oder sonstige Accessoires verwendet.


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  • Elastisches Kunstleder Eignet sich besonders gut für körpernahe Kleidungsstücke wie Röcke, Hosen, Kleider und Oberteile. Dabei sollte auch immer darauf geachtet werden, ob das Kunstleder bi-elastisch oder nur längs- bzw. querelastisch ist. Schwerere und dickere Kunstleder sind meinst nur in eine Richtung elastisch und eignen sich daher eher für Oberbekleidung wie beispielsweise Jacken. Blazer oder Indoor-Jacken können dagegen auch aus einem Kunstleder genäht werden, was für körpernahe Kleidung empfohlen wird, da hier meist eine engere Passform gewählt wird.

  • Unelastisches Kunstleder Ist meist gleichzeitig dicker und steifer. Dadurch eignet es sich hauptsächlich für Accessoires wie Taschen oder Möbelbezüge. Kleidung aus Kunstleder sollte immer eine geringe Elastizität besitzen, da man sonst mit dem festen Material in der Bewegung eingeschränkt wird.

  • Gestanzt/Geprägt Dabei handelt es sich um eine zusätzliche Veredlung von Kunstleder. Hierbei wird entweder ein Lochmuster in die Fläche gestanzt oder ein Muster eingeprägt, wodurch ein 3D-Effekt entsteht. Bei gestanztem Kunstleder sollte vorher ausprobiert werden, wie stabil die Nähte sind und ob das Material möglicherweise bei Strapazierung einreißen könnte.

  • Velours-/Wildlederoptik Hat mit dem typischen Kunstleder eher weniger zu tun. Hier wird die raue Optik von Wildleder imitiert, indem die textile Fläche mit einem kurzen Floor gestrickt oder angeraut wird. Dabei wird meist ein gewisser Elastananteil hinzugefügt, damit das Material elastisch ist. Dadurch eignet es sich besonders gut für körpernahe Kleidungsstücke.


Die Wahl des Kunstleders


Alles beginnt mit dem Kauf. Dein Kunstleder solltest du nicht gefaltet aufbewahren, da die Knicke die Beschichtung beschädigen können und es passieren kann, dass sie nicht wieder verschwinden.

Das Kunstleder sollte auf die Wahl des Schnittmusters abgestimmt sein. Für enge Kleidungsstücke wie beispielsweise Hosen, Kleider und Röcke, solltest du darauf achten, dass das Material elastisch und weich ist. So entstehen keine Schwierigkeiten beim Bewegen und es schränkt dich nicht ein.

Für Jacken muss nicht unbedingt ein elastisches Kunstleder verwendet werden. Hier sollte auf die Passform geachtet werden. Bei engeren, taillierten Jacken, ist eine Elastizität sinnvoll. Lockere Kleidungsstücke brauchen keine Elastizität, da die Weite ausreichend Bewegungsfreiraum bietet.



Der Zuschnitt


Das Schnittmuster sollte nicht mit Stecknadeln aufgesteckt werden. Hier ist es am einfachsten, das Schnittmuster mit Gewichten auf dem Kunstleder zu beschweren und mit einem Rollschneider oder einer scharfen Schere zuzuschneiden.

Einen Fadenlauf wie bei handelsüblichen Stoffen gibt es beim Kunstleder nicht. Trotzdem sollte nach Möglichkeit versucht werden, alle Schnittteile in eine Richtung auszurichten, damit sich alle Schnittteile beim Nähen gleichmäßig verhalten.

Das ist besonders wichtig, wenn das Kunstleder elastisch ist. Auch bei bi-elastischem Kunstleder gibt es einen Unterschied zwischen Längs- und Querelastisch.



Das Nähen


Zum Zusammenheften der einzelnen Schnittteile können Stoffklammern verwendet werden. Stecknadeln hinterlassen unschöne Löcher und es ist schwer sie durch das Kunstleder zu stechen.



Beim Nähen neigt die obere Lage meist dazu, sich vor dem Nähfüßchen herzuschieben und "länger" zu werden. Hier hilft es, den Füßchendruck zu verringern und/oder ein Teflonfüßchen zu verwenden. Verfügt die Nähmaschine über einen Obertransporteur, sollte dieser verwendet werden.


Generell sollte darauf geachtet werden, dass mit einer Stichlänge von 3-4mm genäht wird - abhängig von der Dicke des Kunstleders. Eine spezielle Ledernadel darf nicht verwendet werden. Diese haben eine geschärfte Spitze, die das Kunstleder durschneidet. Besser geeignet ist eine dickere Jerseynadel. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass bei jedem Stich das Material beschädigt wird und entstandene Löcher nicht wieder verschwinden können.



Das Bügeln


Bei Kunstleder ist bügeln nur bedingt möglich. Es sollte vorher ausprobiert werden, inwiefern es möglich ist. Die Beschichtung aus PVC schmilz bei Hitze. Daher sollte nur bei niedriger Temperatur von der linken Stoffseite gebügelt werden. Muss doch Mal die rechte Stoffseite gebügelt werden, sollte ein Stück Stoff zwischen Kunstleder und Bügeleisen gelegt werden um das Material zu schützen.



Das Waschen


Nicht alle Kunstleder lassen sich waschen. Das sollte vorher beim Kauf beachtet werden oder mit einem Teststück ausprobiert werden. Kunstleder darf auf keinen Fall in der Maschine geschleudert werden!

Nach dem Trocknen sollte es auch nicht ausgewringt werden. Es reicht, es einfach glatt zu streichen und auf einer ebenen Fläche trocknen zu lassen.




Kunstleder ist kein einfaches Material. Aber der Aufwand lohnt sich, um ein schönes Ergebnis zu erzielen.

Ich wünsche viel Freude mit dem nächsten Kunstleder-Projekt!

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